Am Morgen war alles noch wie immer.
Er saß am Küchentisch wie gelähmt, die Kaffeetasse vor sich, und starrte auf den Bildschirm seines Handys. Nachrichten prasselten auf ihn ein, eine nach der anderen. Krisen, Skandale, Katastrophen. Er wischte weiter, obwohl ihm schon nach den ersten Überschriften übel war.
In seinem Inneren fühlte es sich an, als würde jemand das Licht in seinem Brustkorb dimmen. Die Küchenlampe summte leise, das Grau draußen vor dem Fenster schien in ihn hineinzukriechen. Der Toast schmeckte nach nichts. Der Kaffee war nur noch warmes, bitteres Irgendwas.
Er kannte dieses Gefühl inzwischen gut. Manchmal fragte er sich, wann genau dieses Schweregefühl begonnen hatte. Früher musste es mal anders gewesen sein, aber seit Jahren fühlte sich Angst vor Enttäuschung fast wie Normalität an.
Es war kein besonderer Tag. Eher ein weiterer in einer Reihe von Tagen, an denen er sich fragte, wozu das alles noch gut sein sollte. Alles fühlte sich schwer an. Seine Schultern, seine Gedanken, sein Blick auf die Welt.
Als der Nachrichtenton wieder erklang, legte er das Handy weg, ohne hinzuschauen. Es reichte. Irgendwie war alles Scheisse. Dieses Wort schoss ihm durch den Kopf, roh und klar. Und genauso fühlte es sich an.
Er atmete tief ein und wieder aus, doch es änderte nichts. Der Raum blieb eng. Die Luft blieb schwer. Und in ihm war diese leise, bohrende Müdigkeit, die längst tiefer saß als nur in den Knochen.
Er ahnte nicht was dieser Tag noch mit sich bringen würde.
Plötzlich war da etwas in der Luft. Er konnte sich nicht erklären was geschehen war. Alles erschien mit einem Mal freundlich, farbig, friedlich. Er fühlte eine endlose Ruhe und Gelassenheit in sich die eine Kraft verströmten, welche ihn völlig ausfüllte.
Ungläubig schaute er zurück. Konnte es sein, dass dies mit einem einzigen Schritt möglich war? Er hatte den Verdacht, dass irgendetwas hinter ihm war oder war es vor ihm, vollständig um ihn herum?
Alles war anders. Er rekapitulierte seinen Weg. Vielleicht wurde er beeinflusst, unbewusst. Letztens hatte er davon gehört, dass man an Frequenzen forschte die Menschen verändern sollten. Aber war das nicht Science Fiktion?
Langsam ging er zurück, Schritt für Schritt denselben Weg den er gekommen war. Er war ein rational denkender Mensch, dachte er, also musste es eine Erklärung geben.
Heute Morgen noch fühlte er sich wie oft, oder besser wie immer. Alles war grau. Die Nachrichten schienen ihm unerträglich. Irgendwie war alles Scheiße. Doch jetzt…? Seine Stimmung war irgendwie auf einem hoch.
Auf dem Weg zur Arbeit ist ihm aufgefallen wie wunderbar der Sonnenaufgang aussah. Und dann der Nebel. Oh man, er erinnerte sich. Der Nebel über den Feldern, die Sonnenstrahlen, wie sie durchschienen und alles in ein wunderbares Licht tauchten. Er hielt kurz an, weil er spüren wollte wie sich dieses Licht in ihm anfühlte. Eine Art Glücksgefühl überkam ihn als er sich erinnerte, erneut.
Weiter zurück. Er ist wieder Zuhause. Er sitzt am Tisch beim Frühstück. In Gedanken lässt er alles nochmal passieren.
Und jetzt erinnert er sich. Auf der Kommode lag dieses Paket, unscheinbar und doch hatte es sein Interesse geweckt. Normalerweise legte Karen Pakete für ihn immer auf seinen Schreibtisch. Dort hätte er es gestern entdeckt, wenn es dort gewesen war. Aber es lag auf der Kommode, jetzt am Morgen.
Interessiert ging er hin. Er legte die Hand auf den Karton und spürte den Puls in sich. Einen Moment lang wartete er, ohne zu wissen worauf. Kein Absender. Aber es war adressiert, an ihn -persönlich-.
Er hatte es von allen Seiten angeschaut und nichts. Es gab nichts was auf den Inhalt schließen ließ.
Er erinnerte sich genau. Sein erster Gedanke war, schon wieder irgendeine Werbung die nur Müll produziert.
Dann hatte er es geöffnet. Er fand einen kurzen Brief und eine merkwürdig aussehende Scheibe mit einem Aufkleber drauf.
Manche Geschichten sind wie ein Spiegel.
Nicht weil sie Antworten geben, sondern weil sie etwas im Inneren berühren.
Diese hier erzählt nichts von Zauber und nichts von Technik.
Sie erzählt davon, wie ein Mensch für einen Moment Zugang findet zu etwas, das in ihm schon lange da ist.
Vielleicht hat beim Lesen etwas in dir geklungen.
Vielleicht still. Vielleicht deutlicher.
Beides ist gut.